Projekt „i-evAALution: integrating and evaluating AAL solutions": Mit Sicherheit länger zuhause leben

Das Projekt „i-evAALution: integrating and evaluating AAL solutions“ wurde zwischen 2018 und 2021 durchgeführt und im Rahmen des europäischen AAL Joint Programme sowie in Österreich durch das Forschungsförderungsprogramm benefit durch das BMVIT (jetzt BMK) gefördert. An dem Projekt waren insgesamt zehn Partnerorganisationen aus Österreich, Italien, Niederlanden und Slowenien beteiligt, darunter wissenschaftliche Institutionen und Organisationen, End User-Organisationen und Partner für Entwicklung und Nachnutzung.

Das Ziel des Projektes i-evAALution war es, die Auswirkung auf die Lebensqualität durch die Bereitstellung mehrerer vernetzter AAL-Geräte in einem Bundle festzustellen. Es wurden Anwendungsfälle vor Testung programmiert, so dass die Geräte miteinander vernetzt auf Aktivitäten des/der Benutzer:in reagieren konnten. Das Studiendesign eines Randomized Controlled Trials – RCT – sah eine einjährige Testphase pro Testperson vor. Von den Partnern in allen Ländern sollten rund 800 Personen zuzüglich je einer Kontaktperson für die Testung rekrutiert werden. Zielgruppe waren Personen über 65 Jahre, die ein selbstständiges Leben führen und von dem Angebot profitieren könnten. Folgende Geräte waren Hauptkomponenten der Testung: 2PCS Notrufuhr mit GPS-Funktion (AT), Smart Home System (AT/DE), Hometab Tablet (SL) sowie die Middleware GAALAXY (AT), über die die Geräte verbunden wurden.

Erfahrungen aus der Praxis

In Österreich wurden von den Johannitern 32 Rekrutierungsaktivitäten, darunter Presseaussendungen, Social Media und Informationsveranstaltungen, durchgeführt und dadurch ca. 846.000 Personen aus der Zielgruppe adressiert. 48 Personen konnten für eine Teilnahme an der Studie inkl. Testung gewonnen werden. Davon waren 78 % weiblich, 22 % männlich, die überwiegende Mehrheit lebte alleine (77,2 %) und der Altersmittelwert betrug 76,32 Jahre. In allen Partnerländern konnten insgesamt 303 Personen für eine Teilnahme rekrutiert werden.

Gründe für die Nicht-Teilnahme waren unter anderem der mit dem Studiendesign verbundene bürokratische Aufwand (z. B. Einwilligungserklärung, Befragungen), die Zuteilung zu Interventions- und Kontrollgruppe sowie Funktion und Design der Technik. Häufig bestand ausschließlich Interesse an einem der Geräte (meist der Notrufuhr). Manche Personen fühlten sich von der Anzahl der Geräte und den vielen Funktionen, die sie testen sollten, überfordert.

Die Teilnehmenden wurden vom Forschungs- und Innovationszentrum der Johanniter als zukünftige Konsumenten in diese Studie miteinbezogen und haben somit die Produkte aus dieser Perspektive bewertet. Durch das gewählte Studiendesign und die Dauer der Testung konnte eine umfassende Integration der Geräte in den Alltag der Proband:innen beobachtet werden. Eine Bewertung der Geräte und Funktionen erfolgte aus individueller Perspektive, die den Nutzen des Angebots im Kontext des höchstpersönlichen Lebensumfeldes widerspiegelt. Entsprechend zeigte sich, dass eine Unzufriedenheit mit den Geräten – etwa aufgrund von Fehlfunktionen oder technischen Problemen – nur geringe Toleranz bei den Testpersonen erfährt. Die Wirkung, die der Einsatz der Geräte z. B. hinsichtlich eines gesteigerten Sicherheitsgefühls, entwickeln soll, wird gestört, das Vertrauen in eine tatsächliche Hilfestellung durch ein Gerät wird geringer. Eine Messung der Lebensqualität beinhaltet Komponenten wie gesteigertes Wohlbefinden oder Sicherheitsgefühl. Die Ergebnisse der Studie attestieren möglicherweise keine Steigerung der Lebensqualität durch die getesteten Geräte oder Funktionen. Ob jedoch bei technisch einwandfreiem Funktionieren ein anderes Ergebnis erreicht worden wäre, bleibt offen. Eine mögliche Strategie für die Zukunft wäre, zu Beginn des Design-Prozesses bereits den potenziellen Nutzen und die Werte, die die Technologien bedienen sollen sowie ihre Grenzen (z. B. hinsichtlich Datenschutz und -verarbeitung), genau zu definieren (Ethics by Design). Eine stärkere, dafür kürzere Einbindung von Testpersonen aus der Zielgruppe könnte in einem iterativen Entwicklungsprozess mit engmaschigen Funktionstests erfolgen. Dies könnte die Ausrichtung auf einen klaren Nutzen der Zielgruppe fördern. Ausreichend Zeit sollte ebenso eingeplant werden, um die Produkte zu optimieren und technisch zu überarbeiten. Erst wenn ein Produkt einwandfrei funktioniert, kann es in einer längeren Testung im Lebensumfeld der Zielgruppe auf weitere Auswirkungen – etwa auf die Lebensqualität – evaluiert werden (z. B. mittels RCT) und entsprechende Ergebnisse liefern. Des Weiteren könnten weniger komplexe Forschungsdesigns mehr Menschen mit unterschiedlichen sozioökonomischen Voraussetzungen in Studien bringen und somit die mögliche Anwendung und Auswirkung aus diversen Blickwinkeln beleuchten.


Kontakt zum Projekt:
Mag. Nadine Sturm, Projektmanagerin, Johanniter Österreich Ausbildung und Forschung gemeinnützige GmbH
nadine.sturm@johanniter.at