Close to the body

Hintergrund & Ziele

Ethische Fragen in Bezug auf Design treten gerade dann verstärkt zu Tage, wenn die Anwenderinnen und Anwender irgendwie "verletzlich" sind. In solchen Situationen ist es wichtig, die Frage nach der Art und Weise zu stellen, in der die Anwenderinnen und Anwender in den Design-Prozeß eingebunden sind und wer ihre Bedürfnisse und Wünsche aufzeigt und vertritt. Die Hauptfrage der Studie ist: Wie sind ethische Belange im Design der funktionalen und ästhetischen Eigenschaften eines Produktes zur Verwendung in Pflegeeinrichtungen oder zur Kompensation einer funktionalen Einschränkung eingebunden?

Patientenkleidung: Psychosoziale Bedürfnisse ignoriert

  • Beim Design von Patientenkleidung steht der Tragekomfort im Vordergrund, es werden aber nur die Vorstellungen von Pflegepersonal und Wäschereibetrieben einbezogen. Die Sicht der Patientinnen und Patienten wird durch das Pflegepersonal vertreten.
  • Während die physikalischen Anforderungen und die Strapazierfähigkeit bei auf dem Markt erhältlicher Patientenbekleidung ausreichend berücksichtig sind, wird den psychosozialen Anforderungen nur geringe Aufmerksamkeit geschenkt. Dazu zählen die kulturelle Akzeptanz der Kleidung (beispielsweise das Kleiden entsprechend dem Geschlecht oder Alter), die ästhetische Akzeptanz sowie die Berücksichtigung der halböffentlichen Umgebung in Pflegeeinrichtungen.
  • Ein Großteil der auf dem Markt erhältlichen Patientenkleidung zeigt Merkmale, die Bewegungsfreiheit und Aktionsmöglichkeiten der Patientin oder des Patienten einschränken.
  • Nur sehr wenige Produkte unterstützen oder ermöglichen Aktivitäten. Die Forderung nach ökonomischer Effizienz und die Anforderungen der industriellen Wäschereibetriebe, Personalmangel und fehlende Zeit beim Pflegepersonal sowie die Beschränkungen in der industriellen Bekleidungsfertigung sind die größten Herausforderungen für eine Verbesserung von Patientenkleidung. Die Studie basiert auf Erhebungen bei Herstellern von Patientenbekleidung in Finnland, auf Interviews und Produktbewertungen mit und durch Designerinnen und Designern sowie Patientinnen und Patienten und auf der Analyse einschlägiger Produktkataloge.

Assistive Technologien: Anwenderbeteiligung nutzbringend & herausfordernd

  • Die Fallstudie im Hilfsmittelbereich zeigte, daß eine Einbeziehung der Anwenderinnen und Anwender in den Entwicklungsprozeß die Entwicklungszeit verkürzen und die Akzeptanz des Endprodukts erheblich steigern kann.
  • Anwenderbeteiligung kann dazu beitragen, die Sicht der Entwicklerinnen und Entwickler auf die Bedürfnisse und Wünsche der Anwenderinnen und Anwender zu korrigieren.
  • Entwicklerinnen und Entwickler stoßen allerdings auch auf Schwierigkeiten, wenn es darum geht, die für einen Problemlösungsprozeß erforderlichen Informationen von den Anwenderinnen und Anwendern zu erhalten.

Die Studie untersuchte den Entwicklungsprozeß eines kommerziellen Hilfsmittels für Personen mit schwerer funktionaler Behinderung von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt. Die Studie bietet einen Überblick über ethische Fragen, die bei der Einbeziehung von Anwenderinnen und Anwendern in den Entwicklungsprozeß eines technischen Hilfsmittels auftreten können und gibt Anregungen, wie mit diesen Fragen umgegangen werden kann. Respektvoller Umgang mit Anwenderinnen oder Anwendern mit Behinderung im Rahmen einer Datenerhebung bedeutet beispielsweise, die Art und Weise der Informationssammlung an die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Teilnehmerin oder des Teilnehmers anzupassen. Auf diese Weise erhalten die Anwenderinnen und Anwender einen positiven Gesamteindruck, das Gefühl von Versagen entsteht erst gar nicht. Dies ist eine Grundvoraussetzung, um sinnvolle und nutzbare Daten zu sammeln.

Publikationen

  • Rauhala, M. 2007. Ethics and Assistive Technology Design for Vulnerable Users: A Case Study. Research Report 165. Helsinki: STAKES, National Research and Development Centre for Welfare and Health.
  • Iltanen, S. & Topo, P. Ethical implications of design practices. The case of industrially manufactured patient clothing in Finland. Proceedings of Design Inquiries - The 2nd Nordic Design Research Conference. Konstfack 27–30.5.2007, Stockholm, www.nordes.org/upload/papers/111.pdf.
  • Iltanen, S. & Topo, P. 2007. Potilasvaatteet, pitkäaikaishoidossa olevan ihmisen toimijuus ja etiikka – vaatesuunnittelijoiden näkemyksiä (Patient clothing, agency of persons in long-term care and ethics – Designers’ views). Gerontologia 21 (3), 231–245.
  • Iltanen, S. & Topo, P. Designing Clothes for Patients: A Design Survey and Visual Analyses of Product Catalogues, (eingereicht).

Flyer

Beginn
Ende
Finanzierung/Auftraggeber
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Projektpartner
  • Sonja Iltanen, University of Art and Industrial Design, Helsinki, sonja.iltanen@taik.fi
  • Marjo Rauhala, Technische Universität Wien, marjo.rauhala@fortec.tuwien.ac.at
  • Kristiina Saarikalle, STAKES (National Research and Development Center for Welfare and Health), kristiina.saarikalle@stakes.fi
  • Päivi Topo (Projektleitung), Academy of Finland & STAKES, paivi.topo@stakes.fi
Organisation